Philip Wolfsteiner | September 1, 2023

Auswirkungen von Nachhaltigkeitsanforderungen auf die Unternehmensorganisation: Ein Blick durch das 7S-Modell

Wie wir hier bereits festgestellt haben, wächst der Einfluss von Nachhaltigkeitsanforderungen durch diverse Stakeholder unaufhaltsam. Doch wie wirken sich diese Anforderungen genau auf die Organisation eines Unternehmens aus? Ein ausgezeichneter Denkrahmen zur Analyse ist das 7S-Modell von McKinsey. Dieses Modell unterscheidet in 7 Kernvariablen, die zur Gestaltung eines Unternehmens wesentlich sind. Lassen Sie uns durch diese sieben Säulen gehen und ihre Verbindung zur Nachhaltigkeit betrachten.

 

 

  1. Strategie (Strategy)
    Unternehmen müssen ihre Geschäftsstrategie anpassen, um die Anforderungen der Stakeholder zu berücksichtigen. Dies könnte bedeuten, dass man in grüne Technologien investiert, Produktlinien überdenkt oder gar ganz neue Geschäftsfelder erschließt. Ziel muss es sein, Nachhaltigkeit nicht nur als Zusatz, sondern als integralen Bestandteil der Unternehmensstrategie zu sehen.
  2. Struktur (Structure)
    Nachhaltigkeitsmanagement bringt zusätzliche Aufgaben und Verantwortungen, die in der Organisation verankert werden müssen. Abteilungen für Nachhaltigkeit könnten entstehen, und cross-funktionale Teams könnten nötig sein, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsprinzipien in allen Geschäftsbereichen berücksichtigt werden. Es ist jedenfalls notwendig, Klarheit darüber zu schaffen, wer künftig welche Aufgaben, Verantwortungen und Kompetenzen wahrnehmen kann und muss bzw. ob und in welchem Maße dafür zusätzliche Ressourcen bzw. Fähigkeiten erforderlich sind.
  3. Systeme (Systems)
    Die internen Prozesse und Systeme müssen oftmals angepasst werden, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Dies könnte die Implementierung neuer Technologien bedeuten, die Einführung von umweltfreundlichen Betriebsprozessen oder die Überarbeitung von Berichtssystemen, um die Nachhaltigkeitsleistung besser zu erfassen. Um die Nachhaltigkeits-Transformation effektiv umzusetzen, bedarf es darüber hinaus auch Anpassungen in den Ziel- und Incentivesystemen. Letztlich ist auch zu hinterfragen, ob die aktuellen IT-Systeme für die (künftigen) Anforderungen ausreichend Unterstützung leisten.
  4. Stil (Style)
    Die Führung und die Unternehmenskultur spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen. Führungskräfte müssen ein Vorbild sein und eine Kultur fördern, die Innovation und Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft wertschätzt.
  5. Personal (Staff)
    Von der Nachhaltigkeits-Transformation eines Unternehmens sind potenziell sämtliche Mitarbeiter – zumindest indirekt – betroffen. Die Reaktionen darauf fallen jedoch typischerweise sehr unterschiedlich – von Begeisterung bis Verweigerung – aus. Wichtig ist daher, entsprechendes Change Management zu betreiben.
  6. Fähigkeiten (Skills)
    Um Nachhaltigkeitsanforderungen zu erfüllen, benötigen Unternehmen spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse. Dies könnte die Schulung bestehender Mitarbeiter in neuen Kompetenzbereichen oder die Rekrutierung von Fachleuten mit spezialisierten Wissen bedeuten.
  7. Gemeinsame Werte (Shared Values)
    Zu guter Letzt müssen die Kernwerte eines Unternehmens die Bedeutung der Nachhaltigkeit reflektieren. Diese Werte prägen das tägliche Handeln und die Entscheidungen auf allen Ebenen und sind entscheidend dafür, wie das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsverpflichtungen wahrnimmt und umsetzt.

 

Schlussfolgerung:  Die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen sind nicht nur eine externe Herausforderung. Sie beeinflussen tiefgreifend, wie Unternehmen organisiert sind und funktionieren. Durch das 7S-Modell können Unternehmen die Auswirkungen besser verstehen und sich strategisch positionieren, um in der nachhaltigen Wirtschaft der Zukunft erfolgreich zu sein.

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