Paul Hirczy | März 20, 2024

Nachhaltigkeitsmanagement als Treiber für Geschäftsmodellinnovation

In diesem Artikel betrachten wir anhand eines Beispiels aus der Praxis, wie die Instrumente Stakeholderanalyse, Wesentlichkeitsanalyse und Chancen Risiko-Profiling zur Geschäftsmodellinnovation im Unternehmen beitragen können.

Aufgrund der gestiegenen Anforderungen von Politik und Gesellschaft stehen Unternehmen in diesem Jahrzehnt vor der Herausforderung, nicht nur wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen und ein verlässlicher lokaler Arbeitgeber und Steuerzahler zu sein, sondern en passant einen sozialen und ökologischen Mehrwert zu schaffen, beziehungsweise ihren negativen Impact zumindest zu reduzieren. Ebenso ist ein öffentliches Reporting in Form der Nachhaltigkeitsberichterstattung für einen erheblichen Teil der Unternehmen vorgeschrieben. Setzt sich ein Unternehmen mit diesen Anforderungen ernsthaft auseinander, spricht man von Nachhaltigkeitsmanagement.

Dabei werden in wiederkehrenden Abständen Stakeholderanalysen, Wesentlichkeitsanalysen und Analysen des unternehmerischen Chancen-Risiko-Profils durchgeführt. Die dafür erforderliche Auseinandersetzung mit Geschäftspartnern, Kernaktivitäten, Value Proposition, Kundenbeziehungen und -gruppen sollte idealerweise auch dafür genutzt werden, das aktuelle Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln.

 

Stakeholderanalyse

Eine umfassende Stakeholderanalyse ermöglicht es Unternehmen, neben verschiedenen anderen Interessengruppen (NGOs, Mitarbeiter:innen etc.) auch ihre eigenen Kunden besser kennenzulernen. Dabei sollten die Erwartungen, Interessen und Einflüsse aller Stakeholder verstanden werden.

Indem Unternehmen nicht nur die nachhaltigkeitsbezogenen, sondern auch weitere Bedürfnisse ihrer Kunden identifizieren, können sie in einem anschließenden Geschäftsmodellinnovation-Prozess gezielt auf diese eingehen und innovative Angebote (Value Proposition) entwickeln.

Wesentlichkeitsanalyse

Die Wesentlichkeitsanalyse fokussiert sich auf die Identifizierung und Priorisierung von ökonomischen sowie Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten, die für das Unternehmen und seine Stakeholder von besonderer Bedeutung sein können. Die Wesentlichkeitsanalyse fungiert somit als Leitfaden für die Entwicklung von Geschäftsmodellen, die im Einklang mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen stehen.

Chancen Risiko-Profiling

Das systematische Identifizieren und Bewerten von Chancen und Risiken im Zusammenhang mit unternehmerischen Praktiken ist ein zentraler Bestandteil des Nachhaltigkeitsmanagements. Im Kontext der Geschäftsmodellinnovation unterstützt das Chancen Risiko-Profiling Unternehmen dabei, strategische Entscheidungen zu treffen und gezielt Innovationen zu fördern. Die Integration von Nachhaltigkeits-Chancen in das Geschäftsmodell kann nicht nur die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens stärken, sondern auch zu langfristigem Erfolg durch eine Neupositionierung beitragen.

 

Ein Best-Practice-Beispiel demonstriert dies:

Die Initialzündung für die Nachhaltigkeits-Transformation des Sportartikelherstellers war die Erkenntnis einer aufmerksamen Market Intelligence und eines sauber durchgeführten Stakeholder-Dialogs.

  • Die Kund:innen eines Sportartikelherstellers suchten aktiv nach jenen Produkten, die nachhaltig produziert werden.
  • In einem Stakeholder:innen-Dialog wurde festgestellt, dass tatsächlich Wert auf eine Herstellung mit möglichst geringen negativen Auswirkungen auf die Umwelt gelegt wird.
  • Eine aufbauende Wesentlichkeitsanalyse ermöglichte es dem Unternehmen, die für seine Kund:innen (als Stakeholder) und das eigene Geschäftsmodell relevantesten Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren. Es konnten unter anderem als zentrale Handlungsfelder die Verwendung rezyklierter Materialien und die Reduktion von Verpackungsmüll bestimmt werden.
  • Im Chancen-Risiko-Profiling zeigte sich, dass die Berücksichtigung dieser Aspekte einen positiven Einfluss auf die ökologischen Auswirkungen des Unternehmens und auf die Kosten in der Materialbeschaffung haben.
  • Eigens designte Produktlinien, mit einem hohen Anteil an recyceltem Kunststoff minimalistischer Recyclingkarton-Verpackung waren das Ergebnis dieses Prozesses. Ein Produkt – das auf die Bedürfnisse der Kunden:innen zugeschnitten ist und den ökologischen Impact des Unternehmens drastisch reduzieren konnte.

An diesem Beispiel sieht man, dass nachhaltige Praktiken nicht immer nur idealistisch sind, sondern auch unternehmerischen Erfolg bringen können. Eine entsprechende Positionierung führt in diesem Fall auch zu einer verstärkten Kundenbindung, einem positiven Markenimage und einem entsprechenden Produktabsatz.

 

Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle

Die Implementierung eines Nachhaltigkeitsmanagements, basierend auf Ergebnissen einer Stakeholderanalyse, Wesentlichkeitsanalyse und eines Chancen Risiko-Profiling, bietet Unternehmen einen klaren Vorteil bei der Geschäftsmodellinnovation. Durch die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Unternehmensstrategie können nicht nur regulatorische Anforderungen erfüllt werden, sondern es eröffnen sich auch neue Marktchancen und langfristige Erfolgsperspektiven. Wer Nachhaltigkeit nicht nur als Verpflichtung, sondern als Motor für innovative und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle betrachtet, stellt sein Unternehmen für die Zukunft auf.

Den Fallstricken begegnen

Die Implementierung eines effektiven Nachhaltigkeitsmanagements stellt Unternehmen vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Von der Formulierung der unternehmerischen Vision und Strategie, über den Widerstand gegen Veränderungen innerhalb der Organisation, zur Erstellung neuer AKVs und Stellenbeschreibungen ist die Integration von Nachhaltigkeitsprinzipien in die bestehenden Geschäftsprozesse, ohne den laufenden Betrieb zu behindern, ebenfalls eine komplexe Aufgabe.

In unseren über 30 Jahren Erfahrung in der Managementberatung und im Performance Management haben wir gelernt, Fallstricke und Stolpersteine von Transformationsprozessen frühzeitig zu identifizieren und aus dem Weg zu räumen. Wir nennen dieses Vorgehen zur minimalinvasiven Erreichung Ihrer Nachhaltigkeitspositionierung Greenformance.

Sie möchten mehr zum Thema Nachhaltigkeit erfahren, unsere Einschätzung dazu hören oder wissen, wie wir an die Herausforderung herangehen würden? Hier finden Sie unser Whitepaper zur Nachhaltigkeits-Transformation oder den Sustainability Navigator.

Natürlich freuen wir uns, wenn Sie direkt mit uns Kontakt aufnehmen – unser Ansprechpartner für das Thema Nachhaltigkeit ist Philip Wolfsteiner: p.wolfsteiner@gci-management.com

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