Paul Hirczy | Februar 1, 2024

Wesentlichkeitsanalyse auf der Unternehmensagenda: Eine unverzichtbare Realität

Die Zeiten, in denen Nachhaltigkeit als bloßes Beiwerk der Unternehmensberichterstattung galt, sind vorbei. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung zur unausweichlichen Pflicht für zahlreiche Unternehmen. In der Mitte der Anforderungen steht die Wesentlichkeitsanalyse, ein strategisches Werkzeug, um Nachhaltigkeitsthemen von grundlegender Bedeutung für das Unternehmen, die Umwelt und die Stakeholder zu identifizieren und zu bewerten.

 

Unsere Studie Fit für Nachhaltigkeit – 2023 offenbart unter anderem, dass bisher lediglich 75% der Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht publizieren, auch die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse veröffentlichen. Im Schnitt werden von den Unternehmen dabei acht Themen identifiziert, wobei Umwelt- und Sozialbelange einen hohen Stellenwert einnehmen. Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung sowie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zeichnen sich als zentrale Themen ab.

Die Essenz der Wesentlichkeitsanalyse

Die Wesentlichkeitsanalyse ermöglicht es Unternehmen, Themen dem E+ESG-Framework zuzuordnen und die Auswirkung auf Umwelt & Gesellschaft oder finanzielle Bedeutung (Risiken/Chancen) in einem kontrollierten Prozess zu bestimmen. Dieses Instrument ist nicht nur eine Säule für die Berichterstattung, sondern kann auch ein Katalysator für die Integration von Nachhaltigkeitszielen in die Unternehmensstrategie sein.

Die CSRD bildet das Fundament für die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), welche die Berichterstattung über ESG-Themen – und somit die Wesentlichkeitsanalyse — standardisieren. Die Inhalte der zehn thematischen Standards, die nach Umwelt, Soziales und Governance gegliedert sind, müssen immer auf ihre Wesentlichkeit für das Unternehmen überprüft werden.

Implementierung der Wesentlichkeitsanalyse: Ein strukturierter Ansatz

Es ist unerlässlich, den Prozess der Wesentlichkeitsanalyse laufend zu dokumentieren – also wer, was, wann und wie getan hat. Eine solche Dokumentation eröffnet die Möglichkeit, die Analyse nach einigen Jahren konsistent zu aktualisieren und die Integration der Stakeholder-Perspektive nachvollziehbar zu gestalten.

Stakeholder und Themen: Die Säulen der Analyse

Die Identifikation relevanter Stakeholder und die Sammlung potenzieller Themen sind für den Erfolg und Nutzen entscheidend. Dabei ist eine breite Palette an Instrumenten wie ESRS-Inhalte, Expertenmeinungen und Marktanalysen zu nutzen, um eine “Longlist” zu erstellen, die dann zu einer fokussierten und beschriebenen “Shortlist” verdichtet wird.

Die Dualität der Wesentlichkeit: Impact und Finanzen

Die Bewertung der Themen aus der Shortlist folgt der Logik aus der nachstehenden Abbildung.

 Die Wesentlichkeit wird dabei aus zwei Perspektiven betrachtet:

  • Inside-Out (Impact Wesentlichkeit): Bewertet die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft.
  • Outside-In (Finanzielle Wesentlichkeit): Konzentriert sich auf die externen Umwelt- und Gesellschaftsfaktoren, die das Unternehmen finanziell beeinflussen können.

Zu beachten ist, im Falle möglicher negativer Auswirkungen auf die Menschenrechte hat der Schweregrad der Auswirkungen Vorrang vor ihrer Wahrscheinlichkeit. Mögliche negative Auswirkungen auf die Menschenrechte sind also immer wesentliche Themen.

Visualisierung und strategische Planung: Die Wesentlichkeits-Matrix

Nach erfolgter Bewertung aus beiden Perspektiven wird eine Matrix erstellt, welche die doppelte Wesentlichkeit der Themen abbildet und verdeutlicht, welche Aspekte aus beiden Perspektiven signifikant sind. Die Matrix und die Relevanz-Schwelle erleichtern die Priorisierung der Themen.

 

Lektionen aus der Wesentlichkeitsanalyse

Die Wesentlichkeitsanalyse bietet Einblicke in Schlüsselfaktoren, die für die Stakeholder und die finanzielle Stabilität des Unternehmens von Bedeutung sind. Die daraus resultierenden Erkenntnisse können für die Unternehmensstrategie entscheidend sein und helfen, Nachhaltigkeitsziele präzise zu setzen und die Unternehmensressourcen effektiv zu planen. Zugleich ist die Analyse auch ein Kommunikationsmittel, denn sie ist öffentlich und kommuniziert das Unternehmensimage, indem sie zeigt, wie das Unternehmen seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt wahrnimmt.

Sie möchten mehr zum Thema Nachhaltigkeit erfahren, unsere Einschätzung dazu hören oder wissen, wie wir an die Herausforderung herangehen würden? Hier finden Sie unser Whitepaper zur Nachhaltigkeits-Transformation oder den Sustainability Navigator.

Natürlich freuen wir uns, wenn Sie direkt mit uns Kontakt aufnehmen – unser Ansprechpartner für das Thema Nachhaltigkeit ist Philip Wolfsteiner: p.wolfsteiner@gci-management.com

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