Walter Maderner | März 21, 2023

Supply Chain Management: Taktische Planungsfehler und wie man sie vermeidet

Wer das eigene Geschäft nicht dem Zufall überlassen möchte, braucht Planung. Im Supply Chain Management treffen wir dabei immer wieder auf Schwachstellen. Vor allem auf taktischer Ebene werden Absatz- und Produktionsplanung oft isoliert angestoßen und zu wenig miteinander abgeglichen. Um taktische Planungsfehler wie diese zu vermeiden, braucht es einen stringenten Planungsprozess und die laufende, unterjährige Aktualisierung der Planungswerte. Das schafft Konsistenz und stellt sicher, dass die Unternehmensressourcen auf die strategischen Ziele ausgerichtet werden – zwei Faktoren, die in einem zunehmend unsicheren Marktumfeld umso entscheidender sind.

Aus Fehlern lernt man. Dafür muss man sie allerdings nicht immer selbst machen. Damit Sie mögliche Fehlerpotenziale in Ihrem Unternehmen aufdecken können bevor sie zum Problem werden, fassen wir hier die häufigsten Schwachstellen in der Supply Chain Planung für Sie zusammen. Dabei gehen wir von drei Planungsebenen aus, die wir im kostenlosen Download auch grafisch veranschaulichen. Die Grundlage einer professionellen Planung bildet darin die strategische Ausrichtung auf mittlere Sicht. Sie wird idealerweise als Umsatz- und Absatzplanung auf die taktische Ebene überführt, von der sich wiederum die Material-, Produktions-, Lager- und Transportplanung ableiten. Theoretisch sollten die strategischen, taktischen und operativen Planungsebenen somit ineinander greifen. In der Praxis ist das aber vielfach nicht der Fall, was zu erheblichen Problemen im Supply Chain Management führen kann. Die typischen Ursachen dafür finden sich auf der taktischen Planungsebene:

Unzureichende Integration von Absatz- und Produktionsplanung
Das von der Unternehmensstrategie abgeleitete Budget bzw. der Forecast erfüllt im besten Fall zwei Ansprüche: Einerseits sollen den Vertriebsteams damit realistische und gleichzeitig ambitionierte Absatzziele vorgegeben werden. Andererseits ermöglicht es im Idealfall eine ressourcensparende Produktion. Erfahrungsgemäß wird die Absatzplanung jedoch oft zu optimistisch angesetzt – das weiß auch das Produktionsmanagement, weshalb das Budget dort meist unabhängig vom Vertrieb geplant wird. Die mangelnde Integration von Absatz- und Produktionsplanung ist eines der grundlegendsten Probleme im Supply Chain Management und führt oft zu Ineffizienzen, Lieferverzögerungen oder Umsatzentgang.

Fehlender unterjähriger Abgleich mit aktuellen Sales Forecasts
In einem Markt, der sich ständig verändert, kann die Umsatz- und Absatzplanung keine Einmalübung sein. In vielen Industrieunternehmen wird unterjährig zwar der Sales Forecast angepasst, aber der Abgleich mit der aus dem Budget erwachsenen taktischen Planungsebene (Material-, Produktions-, Lager- und Transportplanung) bleibt aus oder erfolgt nur unzureichend. Das mag zunächst Abstimmungsarbeit ersparen, führt jedoch zu einer Spaltung von Planungsgrundlagen, die eine zielgerichtete Unternehmenssteuerung verunmöglicht. Die Diskrepanz zwischen Forecast und der taktischen Planung wird am Ende oft vom Controlling bereinigt, wo aber meist das Detailwissen dafür fehlt. Dadurch setzt sich die Verfälschung der Planung weiter fort.

Kein Zero-based Ansatz
In den wenigsten Unternehmen werden Bedarfe regelmäßig auf ihre grundsätzliche Notwendigkeit überprüft. Dabei häufen sich über die Jahre vielfach Leistungsansprüche an, die zu einem vergangenen Zeitpunkt zwar sinnvoll waren, mittlerweile aber obsolet sind. So verhält es sich beispielsweise im Overhead oft mit Berichten: Nicht selten ergeben die Befragungen im Rahmen unserer Beratungsprojekte, dass interne Berichte teilweise nicht mehr als Entscheidungsgrundlage genutzt werden. Meist wird jedoch verabsäumt, das an jenes Team rückzumelden, das diese Berichte erstellt. So entstehen überflüssige Mehraufwendungen, die mithilfe eines Zero-based Ansatzes aufgedeckt werden können. Das Budget wird dabei von Grund auf neu geplant und auf die tatsächlich mehrwertstiftenden Faktoren reduziert. Die Beispiele ließen sich mannigfach fortführen.

Transportkosten und -mix unhinterfragt und fortgeschrieben
In vielen Fällen wird die Transport- und Distributionsplanung ausgehend von vergangenen Werten fortgeschrieben. Kosten und Mode-Mix werden dabei selten hinterfragt und stattdessen als gegeben hingenommen. Darum ergeben sich in diesem Bereich oft erhebliche Optimierungspotenziale, die mit verhältnismäßig geringem Analyseaufwand realisiert werden können.

Die taktische Planung ist ein oft unterschätztes Steuerungsinstrument. Denn sie setzt den Rahmen für das vertrieblich Angestrebte und das von der Produktion Lieferbare. Wenn Umsatz- und Absatzplanung zunehmend auseinanderklaffen und unterjährig nicht aktualisiert werden, verliert dieses Steuerungsinstrument an Wirkkraft. Zusätzliche Ineffizienzen durch unhinterfragtes Fortführen von Gehabtem können den Unternehmenserfolg weiter gefährden. Wer es schafft, diese taktischen Planungsfehler zu vermeiden, gewinnt ein Stück Vorhersehbarkeit und eine zuverlässige Entscheidungsgrundlage. Spontanes Troubleshooting aufgrund von unerwarteten Materialengpässe oder hohen Lagerbestandskosten kann damit verhindert werden. Im Download finden Sie dazu weiterführende Erklärungen und Ansätze. Viel Erfolg!

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