Kein Kennzahlen-Blindflug im Vertrieb
Kundenprofitabilität spielt nach wie vor eine oftmals untergeordnete Rolle in der Vertriebssteuerung und der Wirkungskette des Vertriebs von Unternehmen. In diesem Beitrag wird erörtert, worin die typischen Schwachstellen liegen und wofür die Kennzahl gut ist.
Der Beitrag ist eine Kurz-Zusammenfassung eines Fachartikels, der in Ausgabe 6/2024 von Sales Excellence erschienen ist. Die Langversion finden Sie zum Download hier.
Vertriebsentscheidungen werden oft auf wackeligen Grundlagen getroffen. Und gerade im B2B-Vertrieb wird eine wesentliche Steuerungskennzahl häufig vernachlässigt: die Kundenprofitabilität.
Viele Unternehmen navigieren im Blindflug, da sie sich vorrangig auf Umsatz- und Absatzzahlen konzentrieren und den wahren Ergebnisbeitrag einzelner Kunden ignorieren. Dies führt zu gravierenden Fehlentscheidungen und rührt daher, dass oft die notwendigen Daten, insbesondere Kosteninformationen, fehlen oder falsch zugeordnet werden.
Kundenprofitabilität: Die große Unbekannte im Vertrieb
Eine genaue und verursachungsgerechte Kostenzuweisung ist jedoch essentiell, um echte Kundenprofitabilität zu messen. Traditionelle Methoden wie pauschale Aufschläge auf Produkte oder Dienstleistungen reichen nicht aus, um ein realistisches Bild der Kostenstrukturen zu erhalten. Vielmehr sollten kundenspezifische Kosten (die sog. „Cost-to-serve“) wie Entwicklungs-, Betreuungs- und Qualitätssicherungskosten individuell den entsprechenden Kunden zugeordnet werden. Diese Präzision verhindert Quersubventionierungen zwischen Kunden und führt zu realistischeren Profitabilitätsanalysen.
Strategische Kunden- und Produktsegmentierung
Ein gezieltes Kunden- und Produktportfolio-Management, das darauf aufbaut, ist entscheidend für den Erfolg. Unternehmen müssen verstehen, welche Kunden und Produkte tatsächlich gewinnbringend sind, um Investitionen und Vertriebsaufwendungen entsprechend zu steuern. Durch eine potenzialorientierte Segmentierung, basierend auf Kundenattraktivität und eigener Wettbewerbsstärke, können Unternehmen ihre Vertriebsressourcen effektiver zuordnen und strategische Kundenbeziehungen entwickeln.
Umsetzung profitabilitätsorientierter Vertriebssysteme
Die Implementierung präziser Steuerungssysteme, die eine umfassende Kosten- und Profitabilitätstransparenz bieten, ist ein kritischer Schritt zur Verbesserung der Vertriebsstrategien. Einige Schlüsselmaßnahmen sind:
- Detaillierte Kostenerfassung: Alle relevanten Kosten müssen erfasst und den Produkten bzw. Kunden verursachungsgerecht, beispielsweise über eine Prozesskostenrechnung, zugeordnet werden.
- Analyse und Priorisierung: Die Attraktivität von Kunden muss regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Ressourcen dort eingesetzt werden, wo sie den größten Gewinnbeitrag leisten.
- Entwicklung spezifischer Betreuungskonzepte: Abgestimmt auf die Bedeutung der Kunden, sollten individuelle Vertriebskonzepte entwickelt werden.
- Schulung und Kommunikation: Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult werden, um die Bedeutung und Anwendung neuer Steuerungssysteme zu verinnerlichen.
Die Transformation von einer umsatz- zu einer profitabilitätsorientierten Vertriebssteuerung ist komplex, aber notwendig für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Durch die Fokussierung auf die Kundenprofitabilität können Unternehmen nicht nur ihre wirtschaftliche Stabilität verbessern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Dies erfordert jedoch eine tiefgreifende Neuausrichtung der Vertriebsstrategien und -prozesse.
Gerne können Sie sich den gesamten Artikel hier herunterladen.
Der Artikel ist erschienen in: Sales Excellence | Ausgabe 6/2024
Weitere Artikel zum Thema
Wie Management-Systeme den Vertriebserfolg sabotieren
Jeden Tag treffen Sie und Ihre Kolleg:innen unzählige kleine und große Entscheidungen, die in Summe den Vertriebserfolg ausmachen. Diese Entscheidungen unterliegen einer Vielzahl an Einflüssen – von der Qualität der Informationsgrundlage über klare Zielvorgaben und Incentivierungen bis hin zu kulturellen Faktoren. Aus unserer Beratungspraxis wissen wir, dass Management-Systeme dem Vertriebserfolg oft im Weg stehen können. […]
Weiterlesen >Ohne Zielpreise keine Ergebnissteuerung
Wenn man nicht weiß, wohin man will, ist jedes Ergebnis relativ. Denn ohne Ziel fehlt auch der entscheidende Anhaltspunkt, anhand dessen man die eigene Leistung am Ende messen kann. In Industrieunternehmen ist das keine unübliche Situation: Preiskalkulationen basieren meist entweder auf einer Cost plus-Logik oder auf fortgeschriebenen Preisen aus der Vergangenheit. Keiner dieser Ansätze berücksichtigt […]
Weiterlesen >Kundenprofitabilität: Die große Unbekannte
Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen. Wenn es sich dabei um zentrale Steuerungskennzahlen handelt, kann das durchaus tückisch sein. Denn wer Führungsentscheidungen nicht an den relevanten Zielgrößen ausrichtet, steuert blind. Trotzdem wird im B2B-Vertrieb die wesentlichste Kennzahl oft übersehen: Die Kundenprofitabilität. Während Umsatz- und Absatzzahlen mitunter akribisch verfolgt und analysiert werden, bleibt […]
Weiterlesen >