Fakt oder Fiktion? Die Top 5 Klischees über Consultants
Der Berater. Das ist der Mann, der Ihre Uhr nimmt, Ihnen sagt, wie spät es ist und dafür eine Honorarnote schickt. Er ist ein einsamer Junggeselle, der Montagmorgens um 5 Uhr am Flughafengate auf seinem Thinkpad mit Sichtschutzfolie schon die ersten billable hours der 90-Stunden-Woche hereinarbeitet. Ein Mann, dessen maßgeschneiderter Anzug so gut sitzt wie die Klischees, die man von ihm hat. Aber ist das wirklich so? Unser Team räumt auf mit den Vorurteilen gegenüber der Unternehmensberatung und geht den Top 5 Klischees auf die Spur.
Klischee 1: Das Burn-out als Feuerprobe
Fest steht: Kaum eine andere Branche ist so dynamisch, schnelllebig und bietet steilere Lernkurven als die Unternehmensberatung. Fest steht aber auch: Die Karrieren von Beraterinnen und Beratern haben oft eines gemeinsam – das Burn-out. Wie arbeitsintensiv ist der Beratungsalltag wirklich?
Grundsätzlich handelt es sich beim Consulting um Projektarbeit. Insofern variiert der Arbeitsaufwand, je nachdem in welcher Phase sich ein Klientenprojekt befindet. Das heißt: Zu Peak-Zeiten, wenn der Workload hoch ist, können die Arbeitstage durchaus länger ausfallen. Andererseits schafft diese Art der Arbeitsorganisation auch Erholungsphasen zwischen den Projekten. Über den Betrachtungszeitraum eines ganzen Jahres gerechnet ergibt sich dadurch im Durchschnitt ein stundenmäßiger Arbeitsaufwand, der jenem einer vergleichbaren Linienposition entspricht.
Das Klischee ist allerdings nicht ganz aus der Luft gegriffen. In vielen Beratungsunternehmen ist die ausufernde Arbeitsbelastung tatsächlich ein Problem – und zwar ein hausgemachtes. Es entsteht dann, wenn Klienten beim Projektverkauf unrealistische Leistungsumfänge und Zeitpläne versprochen werden. Durch smartes Projektmanagement, vorausschauende Planung und fokussiertes Arbeiten können die Arbeitsspitzen jedoch entschärft werden. Unserer Erfahrung nach kommt ein intelligent geplantes Projekt auch ohne lange Nächte und Wochenendarbeit aus.
Klischee 2: Ein Leben aus dem Koffer
Out-of-town Projekte sind in der Beratung eher die Regel, als die Ausnahme. Das heißt: Montagmorgens um 5 Uhr zum Flughafen fahren, donnerstags spät abends zurückkommen, freitags arbeiten aus dem Heimat-Office. Wo bleibt da Zeit für Familie, Freunde und Freizeit?
Es stimmt, dass die meisten unserer Klienten ihren Sitz nicht dort haben, wo unser Heimatbüro ist. Allerdings hat sich der Modus der Zusammenarbeit zwischen Beratungsunternehmen und Klienten in den letzten 20-25 Jahren stark verändert. Während man damals über lange Phasen vor Ort war, reduzieren sich diese Zeiten heutzutage auf ein sinnvoll notwendiges Minimum – und das aus zwei guten Gründen:
- Erfahrungsgemäß leidet die Arbeitseffizienz darunter, wenn übermäßig viel vom Klientenstandort aus gearbeitet wird. Speziell für Analysetätigkeiten ist unser Heimat-Office aufgrund des vorhandenen IT-Equipments deutlich besser geeignet als Meeting-Räumlichkeiten bei Klienten.
- Als Berater stiftet man in Unternehmen oft Unruhe und Hektik. Zudem zieht man wertvolle Top Management- und Mitarbeiter-Ressourcen ab, die schlussendlich an anderer Stelle fehlen. Es ist sowohl uns ein Anliegen als auch im Interesse unserer Klienten, das Tagesgeschäft so wenig wie möglich zu stören. Das ist ein effizienter Ansatz, der von Seiten der Klienten besonders geschätzt wird.
Selbstverständlich ist es manchmal – vor allem zu Beginn eines Projektes – sinnvoll und wertstiftend, vor Ort zu sein, um den persönlichen Kontakt zu halten und ein Verständnis für die Unternehmenskultur zu entwickeln. Über längere Zeitspannen vom Klientenstandort aus zu arbeiten ist bei uns jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Insofern bleibt für gewöhnlich sowohl an den Abenden unter der Woche als auch an den Wochenenden Zeit für Familie, Freunde und Hobbies.
Klischee 3: Schwimmen im Geld
Beratern wird oft vorgeworfen, nur eines im Kopf zu haben: Geld. Und tatsächlich sind die Einstiegsgehälter vergleichsweise höher und die Gehaltserhöhungen größer als in den meisten anderen Branchen. Is it really all about the money?
Das ist ein Mythos, der seine Wurzeln in den 70er und 80er Jahren hat. Damals, in den jungen Jahren der Beratungsindustrie, wurden mitunter sehr hohe Stundensätze verrechnet. Speziell seit 2000 haben sich die Margen jedoch deutlich reduziert und die Gehälter sind heute vergleichbar mit jenen anderer Dienstleistungsbranchen. Außerdem ist zu beachten, dass sich die Gehälter vor dem Hintergrund des Arbeitsaufwands relativieren. Heruntergebrochen auf die einzelne Arbeitsstunde bewegt sich die Entlohnung in einem marktadäquaten Rahmen. Reich wird man heute in der Beratung nicht mehr, aber man wird angemessen bezahlt für den Zeiteinsatz und die Erfahrungen, die man mit einbringen kann. Unsere Klienten honorieren das, im wortwörtlichen sowie im übertragenen Sinne.
Abgesehen davon ist Geld zwar ein Hygienefaktor, der wichtig ist, aber der viel größere Wert unserer Arbeit liegt in der immer neuen intellektuellen Herausforderung und der immens steilen Lernkurve, die damit einhergeht. In keiner anderen Branche hat man die Chance, innerhalb kurzer Zeit derart tiefe Einblicke in eine Vielzahl von Unternehmen und Industrien zu gewinnen. Die wahren Treiber sind für uns also vielmehr die Neugier, die Freude daran, sich immer wieder in neue Fragestellungen zu vertiefen, Sachverhalte zu verstehen und zu hinterfragen. Darin besteht unsere Wertschöpfung. Und die kommt uns genauso zugute, wie unseren Klienten.
Klischee 4: It’s a man’s world
Die Unternehmensberatung ist eine Männerwelt, in der Frauen, die Beruf und Familie unter einen Hut bekommen wollen, keine Chance haben – soweit das Klischee. Und auch ein Blick auf die Statistik zeigt: Der Frauenanteil in der Beratung ist immer noch deutlich geringer als in anderen Branchen. Wie kommt das?
Wir sind als GCI definitiv ein Beratungsunternehmen, das familientauglich ist, weil wir vergleichsweise viel von unserem Heimatbüro aus arbeiten. Es ist allerdings richtig, dass die Projektarbeit – speziell im Hinblick auf Familienplanung – Herausforderungen mit sich bringt.
Abgesehen davon beobachten wir, dass der Frauenanteil stark variiert, je nachdem welchen Branchenfokus ein Beratungsunternehmen setzt. Im Finanz- und Pharmabereich finden sich beispielsweise deutlich mehr Frauen in Beratungspositionen als im Industriesektor. Somit spiegelt sich in der Beratung auch die Geschlechterverteilung in den Branchen selbst wider.
Klischee 5: Alles Schall und Rauch
Consultants beraten Industrieexpertinnen und -experten, die mitunter 30+ Jahre Branchenerfahrung haben. Welchen Mehrwert kann man da als Außenstehender überhaupt stiften?
Mit langjähriger Erfahrung geht oft eine gewisse Betriebsblindheit einher. Der Mehrwert, den wir schaffen, liegt darin, bestehende Prozesse und Strukturen zu hinterfragen, die von Klientenseite oft als gegeben hingenommen werden. Wir erheben und bündeln Wissen, das im Unternehmen implizit oder explizit, in den Köpfen der Mitarbeiter oder in den Daten der IT-Systeme existiert und fügen es zu einem neuen Bild zusammen. Durch die Brille unserer Erfahrung aus verschiedenen Unternehmen und Industrien können wir völlig neue Perspektiven aufzeigen und Klienten dadurch auf höherer Ebene eine Einsicht über ihr Geschäft eröffnen. Wir sehen unsere Aufgabe nicht nur darin, ein Problem zu lösen, sondern über die Problemlösung hinaus neue Insights über das Business des Klienten zu generieren.
Da wir als externe Berater weder ein Tagesgeschäft aufrecht zu erhalten haben, noch politisch motivierte Statements abgeben, können wir aus einer neutralen Position heraus und ohne anderweitige Verpflichtungen an konzeptionellen und strukturellen Themen arbeiten. Das ist ein Luxus, den man sich innerhalb der Linienorganisation aus kapazitativen Gründen oft nicht leisten kann. Wer sich intensiv mit komplexen Sachverhalten auseinandersetzen will, kann das meist nicht on top zum daily business erledigen. Somit stellen wir diese Ressource extern zur Verfügung.
Fazit: Manche Klischees über Consultants haben einen wahren Kern. Jedoch lohnt es sich, zwischen den Beratungsunternehmen zu differenzieren und nicht alle über einen Kamm zu scheren. Die Unterschiede in den inhaltlichen und strukturellen Ansätzen sind enorm. Und auch die Entwicklungskraft der Branche ist nicht zu unterschätzen. Viele Beratungen setzen heute, wie wir, auf Nachhaltigkeit – sowohl was die Beratungsqualität als auch das Arbeitsumfeld betrifft.
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