Andreas Frischherz | Oktober 24, 2019

Change Management als Führungsaufgabe

Schneller. Besser. Weiter. Aus der Dynamik des Wirtschaftslebens ergibt sich ein enormer Veränderungsdruck. Die Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen agieren, unterliegen einem konstanten Wandel. Daraus folgt: Wer stehen bleibt, geht rückwärts. Doch wie führt man das Gewohnheitstier Mensch durch einen nicht enden wollenden Veränderungsprozess? Unsere Antwort: Mit einem Führungsverhalten, das Transparenz, effektive Problemlösung und Zusammenarbeit, fördert.

Stillstand ist Rückschritt

Als Berater sind wir vielfach mit der Weiterentwicklung von Organisationen und den damit einhergehenden Veränderungen beschäftigt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und leiten sich für jedes Unternehmen aus seiner individuellen Situation ab. Um Verständnis für die Veränderungsnotwendigkeit zu schaffen, muss deshalb zunächst Transparenz über die Ausgangssituation hergestellt werden. Dazu gehört auch, sich damit auseinanderzusetzen, was passiert, wenn man weitermacht wie bisher.

  • Was sind die möglichen Konsequenzen?
  • Wie entwickelt sich die Wettbewerbssituation durch veränderte Umweltbedingungen?
  • Wie weit entfernt man sich von den aktuellen und zukünftigen Kundenbedürfnissen?

Dieses Durch- und Vorausdenken von Entwicklungen schafft ein Grundverständnis dafür, warum sich Organisationen überhaupt weiterentwickeln müssen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Stillstand im heutigen Wirtschaftsleben de facto Rückschritt bedeutet. Die wirtschaftliche Dynamik hat in den letzten 30 Jahren deutlich zugelegt. Das zeigt sich beispielsweise an der florierenden Start-up Szene, die von einem noch nie dagewesenen Unternehmergeist und Mut zur Gründung lebt. Gleichzeitig sehen wir massenhaft Unternehmensinsolvenzen, die sowohl junge als auch alteingesessene Firmen betreffen.

Ein tiefgreifendes Verständnis für diese Entwicklungen als Treiber von Veränderungen zu schaffen, ist der erste Schritt. Die einzelne Person dazu zu motivieren, geplante Maßnahmen im zweiten Schritt auch aktiv mitzutragen, ist die andere Herausforderung. Ohne eine rationale Kommunikationsbasis und eine schlüssige Logikkette stehen Veränderungsprozesse jedoch schon von Beginn an auf wackeligen Beinen. Ein gemeinsames Verständnis der Hintergründe und Handlungsbedarfe, Erwartungen und Zielsetzungen sind das Fundament von erfolgreichem Change Management. Dahingehend gibt es unserer Erfahrung nach noch viel Aufholbedarf. Worauf es dabei ankommt, ist ein gutes Gespür für Menschen sowie eine ausgeprägte Leadership-Kompetenz.

Der Ton macht die Musik

Es ist in wenigen Bereichen evidenter als im Change Management, dass der militärische Führungsstil endgültig ausgedient hat. Mit einer Law-and-Order Attitüde kommt man heute nicht mehr weit. Es empfiehlt sich, die Mitarbeiter/innen als Partner/innen zu sehen, die helfen, Veränderungen zu gestalten und umzusetzen. Denn die Führungskraft alleine wird es nicht können – und deren Teams alleine ebenso wenig. Für effektives Change Management braucht es Leute mit entsprechender Führungskompetenz, die Zusammenarbeit fördern statt Distanz und Ellenbogenmentalität.

Was gutes Leadership ausmacht ist heute hinreichend bekannt. Wenn Sie Menschen nach den besten Führungskräften fragen, die sie kennen, nennen sie in der Regel ähnliche Merkmale. Im Wesentlichen basiert gutes Management auf einigen wenigen grundlegenden Fähigkeiten:

  • Richtung vorgeben und Ziele setzen,
  • Probleme erkennen, strukturieren und lösen
  • Mitarbeiter/innen fördern und fordern, und
  • Freiräume schaffen für kreatives Arbeiten.

Worauf es ankommt

Tatsächlich hat eine aktuelle Umfrage unter 189.000 Menschen in 81 Unternehmen die Bedeutung dieser Prinzipien unterstrichen. Vier Leadership Qualitäten haben dabei fast 90 Prozent der Unterschiede in der Führung zwischen starken und schwachen Organisationen ausgemacht:

  1. Unterstützung geben,
  2. Konzentration auf Ergebnisse,
  3. Aufzeigen von verschiedenen Perspektiven und
  4. effektives Problemlösen.

Je konsistenter Führungskräfte in diesem Verhalten sind, desto kontinuierlicher können nötige Veränderungen im Unternehmen umgesetzt werden. Das geht auch aus unserer persönlichen Beratungserfahrung hervor. In Organisationen, in denen dieses Verhalten als Standard für die interne Zusammenarbeit etabliert werden kann, kollaborieren die Menschen effektiver, weil sie wissen, worauf sie hinarbeiten und warum. Jeder Mensch hat dann ein Verständnis hinsichtlich der Sinnstiftung seiner Arbeit – der tägliche Beitrag zum Gesamtziel oder zur Strategie ist transparent. Es gibt auch Selbstvertrauen, dass sich die Menschen aufeinander verlassen können, um Fragen zu stellen und Ideen einzubringen.

Die Entwicklung und Förderung von Führungskompetenzen ist, was die besten Unternehmen von den mittelmäßigen unterscheidet.” GCI Partner Andreas Frischherz

Eine derartige Unternehmenskultur ist heute noch nicht gang und gäbe in Organisationen, die versuchen, effektives Change Management zu implementieren. Tatsache ist, dass nur wenige Führungskräfte diese Verhaltensweisen konsequent anwenden. Um Menschen zielgerichtet durch kontinuierliche Veränderungsprozesse zu führen, braucht es aber effektiveres Leadership. Die gute Nachricht ist, dass es eine Vielzahl neuer Ansätze gibt, um zu erkennen, wie effektiv Führungskräfte agieren und um ihnen zu helfen, effektiver in ihrem Führungsverhalten zu werden. Mit dem richtigen Engagement und etwas Kreativität ist das Ergebnis ein neuer Führungsstandard, mit dem sich die Leistung der Organisation auch unter ständig wandelnden Bedingungen kontinuierlich verbessern kann.

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